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28.08.14 - 31.08.14 Alpenüberquerung: Salzburg Davos- Nizza
1164 Kilometer, 19 430 Höhenmeter, 84 Stunden am Limit
Die Alpenüberquerung: Salzburg-Davos-Nizza war die erwartete harte zweite Tour der „FÜNF TOUREN“. Am 27.08.2014 gings gemeinsam mit der Crew nach Salzburg zum Olympiatützpunkt Rif, wo die letzten Vorbereitungen für die Tour gemacht wurden. Judith Haudum meine Ernährungsberaterin gab der Crew letzte Anweisungen zwecks Nahrungsaufnhame und Geri Bauer gab mir die letzten Tipps in sportlicher Hinsicht. Tags darauf am 28.08.2014 um 09.00 Uhr gings dann gemeinsam mit Geri Bauer und Walter Pfaller vom Olympiastützpunkt Rif los. Hunderte Jugendliche, Sportler und auch Medienvertreter, was mich sehr beeindruckte, schickten mich auf die Reise über die Alpen nach Nizza. Nach ca. 30 Kilometer klinkten sich Walter und Geri aus, somit war ich nun mit meiner Crew alleine unterwegs. Alles lief perfekt, Bad Reichenhall, St Johann in Tirol, Wörgl wurden schnell hinter sich gelassen, in Innsbruck bei Kilometer 160 legten wir die erste kurze Pause zwecks Toilette und Kleidungswechsel ein. Eine Stunde später gings erfrischt weiter, Landeck erreichten wir um 19.00 Uhr, wo nun schön langsam auch das Hochgebirge begann und es zugleich in die erste Nacht ging. Deutschland und Österreich ließen wir hinter uns, weiter führte uns der Weg in die Schweiz, wo der Flüelapass auf 2500 Metern Seehöhe auf mich wartete. Auch diese erste große Hürde meisterten mir optimal und waren um ca. 05.00 Uhr morgens in Chur. Allerdings ließen die ersten 400 Kilometer mit ca. 6 000 Höhenmetern schon Spuren bei mir. Schulterschmerzen an beiden Seiten plagten mich, was aber ganz natürlich ist nach solchen Anstiegen. In Chur wartete Walter Eberle auf mich, was mich sehr freute. Er gab mir Motivation, fuhr vorne weg und ließ meine Schmerzen erträglicher werden. In Flims angelangt hatte ich mittlerweile solche Schmerzen, dass wir hier einen Arzt aufsuchen mussten. Meine Idee war Cortison in die Schultern spritzen zu lassen, um schmerzfrei zu sein. Doch nach einem langen Gespräch mit dem Arzt, verneinte dieser das und begründete es mit der Dopingproblematik. Zu dieser Zeit glaube ich es einen Moment lang nicht zu schaffen. Mir ging soviel durch den Kopf, auch, ob das nun das Ende der 2.Tour wäre? Es durfte nicht sein, es musste einen Weg geben, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Nach gut einer Stunde verließen wir deprimiert die Arztpraxis, in dem Glauben nun so lange zu fahren bis mein Körper völlig streikt. Doch in dieser Ruhepause hatte sich mein Körper einigermaßen erholt. Gemeinsam ging es mit Walter weiter auf den Oberalppass, die zweite hohe Passüberquerung der Tour. Walter war mir in dieser Zeit widerum eine große Hilfe. Durch seine Begleitung war es für mich eine Pflicht weiterzufahren. Am Pass angelangt verabschiedete er sich von uns.
Weiter ging es nach Andermatt, wo Christian eine Masseurin mit Wunderhänden ausfindig machte. Monika massierte mich gleich im Wohnmobil an den schmerzhaften Stellen. Mit frischen Kräften nahm ich den Furkapass mit 2500 Metern Seehöhe in Angriff, dem zweiten (dritte) Dach der Tour. Hier begleitete mich Christian, mein Navigator am Bike. Bisher war das Wetter uns hold, doch nun begann es auch noch zu regnen, die Abfahrt nach Oberwald wurde im nächtlichen Starkregen zu einem Lotteriespiel. Christian navigierte mich sicher runter, es fühlte sich trotzdem wie ein Blindflug ins Tal an. Dort angekommen, völlig durchgefroren und durchnässt, ging ich ins Wohnmobil um erstmals eine kurze Schlafpause von 50 Minuten einzulegen. In dieser Pause erholte sich mein Körper wieder einigermaßen.
Anschließend fuhr ich weiter nach Brig-Sion-Martigny, wo die nächste Pause zwecks Toilette und Umziehen anstand. Die körperlichen Schmerzen wurden nun mehr und mehr, sie strahlten auf den Rücken und auch auf die Oberarme aus. In jeder Pause erholte sich mein Zustand und gab mir so den Mut weiterzufahren. Meine ganze Crew hat mich bis jetzt optimalst betreut, nur durch diese perfekte Arbeit schaffte ich es bis hierher. Nachdem wir die Schweiz hinter uns gelassen hatten und ging es nach Chamonix in Frankreich. Diese Auffahrt war wieder einmal eine Härteprüfung, es dauert ewig bis man die Passüberquerung bei Chamonix erreicht hatte. Einzig die wunderbare Aussicht auf das Mont Blanc Gebirge gab mir Kraft und Energie diesen nicht enden wollenden Anstieg zu meistern. Die Abfahrt von Chamonix nach Servoz war richtig abenteuerlich, da sie auf einer vier Kilometer langen Baustelle mit ca.12% Gefälle führte. Hier navigierte mich Christian wiederum am Bike, um sicher ins richtige Tal zu gelangen. Unten angekommen, ging es weiter zu den nächsten Anstieg nach Megeve. Immer wieder blickte ich auf das Mont Blanc Massiv um Energie für den Endspurt zu tanken. Die Schmerzen in den Händen bzw. am ganzen Oberkörper waren schwer zu ertragen. Jede Unebenheit an der Straße, jede Tempoveränderung war wie Feuer in meinem Körper. Einzig der Wille es zu schaffen und meine Crew trieb mich voran, um das Ziel zu erreichen. In Albertville angekommen, machten wir einen Halt um wieder einmal einen Kleidungswechsel und einen Toilettengang vorzunehmen. Die Stimmung in der Crew und auch bei mir war positiv, lagen die Hammerberge nun doch hinter uns. Nach erledigter Arbeit ging es weiter in Richtung Grenoble. Kurz vor Grenoble in der dritten Nacht, machten wir eine einstündige Schlafpause um für die letzten 350 Kilometer, die aber immer noch knapp 4 000 Höhenmeter beinhalteten, fit zu sein. In dieser Nacht begleitete mich Stefan am Bike, was wiederum Motivation für mich war. Mein Körper erholte sich zwar einigermaßen nach der Schlafpause, doch die Schmerzen waren spätestens nach dem nächsten Pass wieder mehr denn je spürbar. In meinem Geist sah ich nur das Ziel, wollte keine Sekunde mehr verlieren, um so schnell wie möglich aus dem Bike zu kommen. Teilweise fuhr ich an geplanten Stop‘s zur Nahrungsaufnahme vorbei, da mir das Bremsen bzw. die Anfahrt danach zu schmerzhaft war. Unendlich kam mir nun diese Fahrt in Richtung Vergons zum letzten hohen Pass dieser Tour vor. Eine unbändige innere Kraft, sowie der eiserne Wille es zu schaffen, ohne Rücksicht auf mich selbst, trieb mich voran, um auch diese Hürde zu meistern.
Die letzten 100 Kilometer nach Nizza waren noch geprägt von starken Gegenwind, was mir aber nichts mehr anhaben konnte. Fast wie in Trance fuhr ich die Straße in Richtung Nizza, völlig gleichgültig war mir der Verkehr, die Schmerzen und auch die Umgebung. Es war ein Zustand von Leichtsinnigkeit gepaart mit Gleichgültigkeit, was schon sehr gefährlich war. Die letzten 30 Kilometer begleitete und navigierte mich noch einmal Christian. Mitten in Nizza fragte ich Christian öfters, ob wir nun in Nizza sind. Als er jedesmal Ja sagte, stoppte ich und stellte meinen inneren Motor ab. Als mein Geist merkte, dass das Ziel erreicht war, wurde die Quälerei unerträglich. Es war geschafft, das Ziel den Alpenhauptkamm nonstop mit dem Handbike, sozusagen mit reiner Handkraft zu überqueren, wurde erreicht.
Schon nach 300 Kilometern schien das Projekt zu scheitern, doch mein unbändiger Wille es zu schaffen, trieb mich voran. Den Arzt von Flims möchte ich herzlichst danken, dass er mir diese Cortisonspritzen verweigert hat. Dadurch konnte ich mir und allen anderen zeigen, was alles möglich ist, wenn man an sich glaubt. Genau hier kommt mein Slogan „Alles ist möglich, man muss es nur tun“ zu tragen. Willenskraft, der Glaube an sich selbst und der nötige Einsatz dazu können so viel bewegen. Sie sind die Bausteine eines erfolgreichen zukunftsorientierten Lebens.
Meiner ganzen Crew, meinen Sponsoren, sowie meinem kompletten Trainerstab vom Olympiastützpunkt Rif, möchte ich herzlichst danken. Sie ermöglichen es mir diese scheinbar unmöglichen Ziele zu verwirklichen.
Im Miteinander schafft man Ziele, die alleine unerreichbar sind.
Manfred Putz
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