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28.06.14 - 29.06.14 Styrkeprøven Trondheim - Oslo
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Volker Klemmer beim Start in Trondheim
Foto: Stefan Klemmer
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Flughafen Berlin Schönefeld, 26.Juli 2014, 10 Uhr, mein Sohn Stefan und ich betreten das Terminal um nach Oslo und von dort aus nach Trondheim zu fliegen, während mein anderer Sohn Christian und mein Ernährungsexperte Martin bereits mit dem Teamwagen inkl. Bikes und Gepäck per Fähre seit gestern Abend unterwegs nach Trondheim sind.
Alles läuft bisher nach Plan, doch dann der Schock, das Bodenpersonal streikt. Der Streik betraf auch den Flughafen Berlin-Tegel und sollte bis Freitag 18 Uhr anhalten. Somit gab es keine Möglichkeit für uns von Berlin nach Trondheim zu fliegen um rechtzeitig an den Start gehen zu können.
ollte das Training, die ganze Vorbereitung, die Ernährungsumstellung (-7 kg gegenüber 2012) usw. um sonst gewesen sein? Nein, das wollte ich nicht zulassen und somit musste eine Alternative her.
Nach langem Suchen hatte eine nette TUI Mitarbeiterin einen Flug am nächsten Tag über Hamburg via Kopenhagen nach Trondheim gefunden. Dies war die einzige Anreisemöglichkeit um vor dem Start des Radrennens in Trondheim anzukommen. Noch schnell die zusätzlichen 1000 Euro gezahlt :-( und die Tickets gehörten uns.
Wir traten dann gleich die Reise mit dem Zug nach Hamburg an und hatten nur eine kurze Nacht im Hotel, denn um 5.00 Uhr morgens hieß es aufstehen um dann rechtzeitig 6.30 Uhr in Richtung Kopenhagen zu fliegen. Diesmal klappte alles und wir kamen endlich am Freitag gegen 15.00 Uhr in Trondheim an.
Nun hieß es Startunterlagen zu holen und Bikes fertig machen. Ich bin 56 Jahre und wollte bei meiner zweiten und auch letzten Teilnahme in Norwegen nichts dem Zufall überlassen. Somit reiste ich mit 2 kompletten Bikes, 3 Vorderrädern und 3 Sätze Hinterräder an. Dann begannen wir die Sachen zu sortieren und die Versorgung (Getränke, Bananen, Gels etc,) vorzubereiten.
Um 19 Uhr war dann alles fertig und es ging aufs Hotelzimmer. Endlich Zeit zum Relaxen, denn die Anreise war alles andere als erholsam. Nun wurden noch die „Speicher“ gefüllt, geduscht und dann ging`s ab ins Bett.
Der Wecker klingelte um 5 Uhr. Dann hieß es wieder Speicher füllen und anziehen. Das Wetter sah ganz gut aus, auch die Vorhersage war vielversprechend.und somit zog ich keine Regensachen an.
Wir räumten dann die Hotelzimmer und machten uns auf den Weg zum Start.
Ich startete um 6:50 Uhr, bei Sonnenschein und 9 Grad, zusammen mit meinem Sohn Stefan. Er begleitete mich auf dem Fahrrad, versorgte mich mit Zwischenzeiten und war mir eine große moralische Stütze. Dieses Mal war es bei Styrkeprøven nämlich untersagt ein eigenes Serviceteam, Servicewagen etc. zu haben. Als Einzelstarter MUSS man an den Verpflegungsstellen halten und bei Defekt auf einen Servicewagen des Veranstalters warten. Sollte ein Starter dabei erwischt werden, dass dieser sein eigenes Serviceteam etc. hat, dann wird dieser sofort aus dem Rennen genommen. Zum Glück konnten wir eine Sondergenehmigung erwirken, jedoch musste unser Serviceteam immer ca. 10 km voraus fahren.
Trotz Schlaf- und Erholungsdefizits fühlte ich mich fit und die ersten Berge durften kommen. Diese ließen auch nicht lange auf sich warten, ebenso wie der starke Gegenwind von Windstärke 6 (elektronische Anzeige entlang der Strecke).
Ich hielt mich von Anfang an an die Wattvorgaben meines Trainers Dr. Ralf Lindschulten und spulte Kilometer um Kilometer ab. Gern hätte ich noch mehr gedrückt, aber es waren ja noch viele Kilometer bis Oslo und ich wollte nichts riskieren. Schließlich bin ich nicht angereist, um meine eigene Zeit zu schlagen (26:58:23), nein, dieses Mal sollte der Rekord von Errol (25:11) fallen.
Der gesamte Plan war auf eine Endzeit von 24 Stunden ausgelegt.
Die ersten 200 km bis Dombas liefen voll nach Plan (unter 9 Stunden). In diesen 9 Stunden bin ich einmal richtig nass geworden, aber durch die schnelle Abfahrt sind die Sachen wieder getrocknet und ich musste mich nicht umziehen. 2012 haben wir in Dombas für 20 min Halt gemacht und etwas gegessen. Dieser Stopp wurde diesmal nicht gemacht und somit ging es ohne Pause weiter in Richtung Lillehammer. Es lief immer besser, was man von den Straßenverhältnissen und auch vom Wetter nicht gerade behaupten konnte. Manche Abschnitte waren sehr schlecht, große Risse in der Fahrbahn erforderten meine volle Konzentration. Auch der Regen kam mit einem kräftigen Schauer wieder zurück.
Wie auch schon beim letzten Mal, stattete die Polizei mir wieder einen Besuch ab. Der Polizist wollte nicht glauben, dass ich auch startberechtigt war und musste es erst mal mit dem Veranstalter klären. Aber alles war OK und ich konnte weiterfahren.
Bei Kilometer 362 machte ich dann eine kurze Pause. Diese nutzte ich, um mich für die Nacht umzuziehen und die Lichter zu montieren. Nach 12 min ging es weiter und die Nacht brach herein. Aufgrund der geänderten Strecke fuhren wir abseits der E6 ohne Straßenbeleuchtung und auf sehr schlechten Straßen. Zeitweise hatte ich Angst um mein Bike und natürlich auch um mich. Nach einigen Stunden war dieser Abschnitt geschafft und ich kam wieder in einen kleinen Regenschauer. Aber auch dieser veranlasste mich nicht anzuhalten, um meine Sachen zu wechseln.
Der Vorsprung hielt sich stabil und ich wusste, das der Rekord fallen wird, wenn es so weitergeht. Zum Ende hin kamen einige flachere Passagen UND die berüchtigte Autobahn. Hier geht es noch einmal richtig zur Sache. Die Geschwindigkeit geht zeitweise bis auf 6 km/h runter und man sehnt sich die Bergkuppe herbei.
Aufgrund der veränderten Streckenführung musste die Endzeitnahme vorverlegt werden. Sie wurde somit ca. 2 km vorm eigentlichen Ziel genommen. Somit konnte ich erst verspätet auf der LED Leinwand sehen, dass ich es in 23:00:39 Stunden geschafft hatte. Ich war überglücklich und freute mich, es in dieser Zeit geschafft zu haben. Aber sofort gingen mir die Gedanken durch den Kopf: „Warum bin ich nicht 40 Sekunden schneller gefahren bin“. Aber ich denke, dass haben wir Handbiker so an uns:-)
Besonders bedanken möchte ich mich bei meinem Team (Stefan, Christian und Martin) die mich super begleitet und versorgt haben, bei Dr. Ralf Lindschulten für die super Vorbereitung und Renntaktik, bei Errol für die gesponsorten, speziell für mich angefertigten, Handgriffe, bei Frau Caroline Rauscher von NFT für die Ernährung, bei Steffen Scholze von rehabilty für die Leichtcarbonfelgen und auch bei Torben Bröer.
Glückwunsch auch an Dr. Peer Bartel für die super Zeit bei seiner ersten Teilnahme beim Styrkeproven.
Volker Klemmer
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