30.04.16 Mallorca 312
Bericht 'Volker Klemmer' Mallorca
Volker Klemmer bewältigt Mallorca 312
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Volker Klemmer:"nach dem Berg ist vor dem Berg"
Fotos: Stefan Klemmer
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In diesem Jahr war es soweit, ich folgte dem Ruf der Insel Mallorca erneut. Bereits vor 3 Jahren habe ich an der Umrundung der Insel teilgenommen. Musste jedoch aufgrund des sehr schlechten Wetters nach 8 Stunden abbrechen. Somit war die Rechnung mit der Insel immer noch offen, welche ich in diesem Jahr aber begleichen wollte.
Ich hatte über die Winterzeit gut trainiert und ohne Infekt. Leider meinte es das Wetter in der Vorbereitungsphase nicht gut mit mir, denn ich konnte nur 2 Wochen effektiv im Freien trainieren. Also hieß es für mich länger auf der Rolle zu fahren.
Das Training verlief nach Plan und ich konnte mich gut auf die Stecke einstellen. Ich kannte ja den ersten und schwersten Abschnitt der Strecke bereits. Jedoch 4 Wochen vor Rennbeginn bekamen alle Starter eine Info von der Organisation, dass die Strecke geändert wurde. Es kamen noch ein paar Höhenmeter hinzu und der Verlauf vom zweiten Abschnitt ist völlig anders als ursprünglich gedacht. Letztlich sind es nun 4600 Höhenmeter die es auf 312 km zu bewältigen galt.
Der reguläre Start war auf 7 Uhr angesetzt, aber aus meiner Erfahrung heraus und gerade jetzt, bei der geänderten Strecke, bin ich bereits um 3 Uhr gestartet. Das Zeitfenster für die Zeitnahme der gesamten Tour waren nur 14 Stunden. Also musste ich um 21 Uhr im Ziel sein, um in die Bewertung zu kommen. Das wäre dann eine Fahrzeit von 18 Stunden, was auch mein erklärtes Ziel war.
Wie bei allen längeren Touren wurde ich von meinem Sohn Stefan auf dem Rad begleitet. Somit hatte ich auch etwas mehr Sicherheit im Dunkeln und bei den schnellen Abfahrten.
Kurz vor 3 Uhr sind wir dann zum Start gerollt. Dort traf ich dann auf meinen Handbiker-Kollegen Michael Reuss. Auch Michael wollte sich der Herausforderung Mallorca 312 stellen.
Der Start war relativ unspektakulär, denn bis auf den Zeitnehmer, war ja niemand da. Wir sind zusammen losgefahren und blieben beide die ersten Stunden in Sichtweite. Nach bereits 30 min setzte ein leichter Nieselregen ein, welcher mit der Zeit immer stärker wurde und zeitweise in starken Regen überging. Das war eigentlich nicht das, was man sich wünscht und gleich kamen mir die Gedanken vom letzten Versuch, wo ich aufgrund des schlechten Wetters aufgeben musste. Aber nach ein paar Stunden hörte es auf zu regnen und es blieb zunächst bewölkt.
Die ersten schweren Steigungen kamen und der höchste Punkt der Strecke war nach 56 km mit dem Berg Coll Puig Major erreicht. Im Anschluss kam dann eine nicht ungefährliche 15 Kilometer lange Abfahrt mit vielen Kurven auf nassem Asphalt. Unten angekommen machte ich dann meine erste kurze Pause um Trinkflasche, Trikot und Handschuhe zu wechseln.
Dann hieß es wieder, nach dem Berg ist vor dem Berg. Wieder habe ich den kleinsten Gang aufgelegt und bin die Berge hochgeschlichen. Auf diesem Streckenabschnitt kam nun noch erschwerend hinzu, dass der Straßenbelag sehr schlecht war. Er war teilweise sehr grob und hatte vereinzelt Längsrisse. Somit erforderte dieser Abschnitt noch mehr Konzentration.
Die nassglatten Straßen blieben uns noch eine Weile erhalten. Dies hatte zur Folge, dass bei starken Anstiegen das Vorderrad durchgedrehte und die Abfahrten noch schwieriger wurden. Es war zeitweise echt lebensgefährlich. Ich versuchte viel Geschwindigkeit herauszunehmen hielt permanent die Bremse leicht gedrückt. Auch wenn ich hier viel Zeit verschwendet habe, war es die sicherste Variante. Michael hatte in diesem Teilstück leider nicht so viel Glück. Er stürzte in einer engen Kurve und musste das Rennen vorzeitig beenden. Sein Körper und Bike haben einige Blessuren davontragen müssen, es geht ihm aber gut.
Nach 6 Stunden waren erst 87 km zurückgelegt. Das waren 13 km weniger als geplant zu diesem Zeitpunkt. Somit musste ich etwas mehr Gas geben um im Zeitlimit (18 Stunden für Handbiker) zu bleiben.
Bis Kilometer 150 kamen noch weitere 12 Anstiege. Diese Anstiege hatten im Schnitt 5-7% Steigung und eine Länge von je bis zu 6,6 Kilometer. Die Problematik die sich mir hier als Handbiker stellte, waren die engen Serpentinen. Es war sehr anstrengend für mich um die Kurven zu kommen. Teilweise war es gar nicht möglich die Kurve direkt zu fahren. Ich musste oft absetzten, kurz zurück und dann weiter mit 3,7 km/h. Das kostete auf Dauer sehr viel Kraft und machte mich sehr müde.
Die anschließenden 40 Kilometer waren dann relativ flach und ich konnte einiges an Zeit gut machen. Zeitweise waren hier Geschwindigkeiten über 40 km/h auf gerader Strecke möglich. Was aber auch hieß, dass wieder keine Erholung möglich war.
Der nächste Streckenabschnitt war dann wieder gespickt mit einigen kurzen aber harten Anstiegen. Das Wetter besserte sich dann auch im Laufe des Tages und ich wechselte ein letztes Mal das Trikot.
In diesem Jahr konnte man zwischen 3 verschiedenen Strecken wählen. 167 km, 232 km oder 312 km. Bei der 312 km Strecke fährt man bereits vorher einmal durchs Ziel (Ende der 232 km), dann folgte eine Schleife von 80 km um somit die 312 km zu erreichen. Ich kam den 232 km immer näher. Nun gab es im Zielbereich 2 Durchfahrten. Eine Durchfahrt beendete das Rennen der 232 km Strecke und die andere Durchfahrt verlängerte die Strecke auf 312 km. Bis kurz davor war ich mir nicht sicher ob ich nicht einfach die 232 km nehme und ins Ziel fahre. Denn zu diesem Zeitpunkt war ich schon sehr geschafft und die Arme fühlten sich an wie Gummi. Ich wusste nicht ob ich die restlichen 80 km noch schaffe. Zumal ja noch etliche Höhenmeter kommen mussten. Auch war die Zielzeit von 18 Stunden in Gefahr.
Aber ich musste es einfach versuchen. Ich wollte mich der Insel nicht noch einmal geschlagen gegeben. Und somit ging es durchs rechte Tor am Ziel und Hotel vorbei in Richtung Can Picafort. Das Wetter spielte hier gut mit. Die Sonne kam raus und es war nicht mehr ganz so gefährlich sich in die Abfahrten zu begeben. In diesem Abschnitt wurde viel auf kleinen Nebenstraßen gefahren. Das war sehr idyllisch aber die Qualität des Straßenbelags war hier am schlechtesten. Aber auch das gehört dazu und wurde gemeistert. Die Anstiege waren hier nicht sehr lang aber schon herausfordernd, gerade wenn man bereits einige tausend Höhenmeter in den Armen hatte. Ich kann mich noch an einen Anstieg erinnern, der so steil war, dass ich am Fuße anhielt um Kraft zu sammeln, damit ich hier ohne Hilfe hochkomme. Mit letzter Kraft habe ich es dann geschafft. Der Anstieg hätte keinen Meter länger sein dürfen.
So langsam wurde es dunkel und ich wusste, dass ich das Zeitlimit von 18 Stunden nicht schaffen werde. Zwar habe ich auf den letzten 18 km nochmal alles gegeben, aber letztlich bin ich völlig erschöpft nach 18 h 34 min ins Ziel gekommen. Die reine Fahrzeit betrug von 17 h 59 min.
Zusammenfassend und mit ein paar Tagen Abstand muss ich sagen, dass dies die bislang schwierigste Tour für mich war. Da hingegen ist Trondheim – Oslo ein Kinderspiel.
Abschließend möchte ich mich für die wie immer exzellente Trainings- und Wettkampfplanung bei Dr. Ralf Lindschulten bedanken. Weiterhin bei meinem Sohn Stefan und Martin der mich mit dem Auto begleitete und tolle Fotos machte.
Volker Klemmer
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