Reportagen: 2015

29.07.15 - 02.08.15 Road World Championship

Bericht 'Race Stuff - Torben Bröer' WM

Torben Bröer () entwickelt und fertigt Komponenten und veredelt damit Serien-Handbikes. Seine Lebensgefährtin Annette Eller ist eine hoch anerkannte Physiotherapeutin (betreute u.a. die deutsche Nationalmannschaft und Race Across Amerika Rennradfahrer). Sein Sohn Tjark Bröer begleitet die beiden zu fast allen Events und ist engagiert als Helfer in allen Situationen dabei. Alle drei wurden von der dänischen Nationalmannschaft als Betreuerteam zur Weltmeisterschaft nach Nottwil gebucht. Hier Torbens Bericht:

Unsere erste WM aus einer anderen Sicht

Torben Bröer weiß als Aktiver, Konstrukteur und Produzent von Handbike-Tuning-Komponenten worauf es ankommt

Bis jetzt waren Annette & Tjark und ich immer als Athlet / Begleiter bei einer WM vor Ort. Um es vorweg zu nehmen, es ist komplett was anderes als Betreuer-Team! Wenn man als Athlet etwas verbockt, ist es ganz alleine Deine Sache, aber als Betreuer, egal welches Gebiet, hat man eine extreme Verantwortung.

Nachdem wir von Alp d'Huez zurück kamen, ging für uns die WM in vollen Zügen schon los. Kim war der Erste, der uns bei unserem ersten Zwischenstopp besuchte. Leider waren wir mit dem Material viel zu spät dran, weil die Post mit ihrem Streik, uns komplett einen Strich durch die saubere Planung gemacht hatte. Das war bis dahin, mehr ein Logistisches Unterfangen, als ein technisches. Also war leider der einzige Weg der, vor Ort die Bikes vorzubereiten. Wer mich kennt weiß das gefiel mir so garnicht. Kim's Bike lief dann auch nach etlichen Stunden, vernünftig, sodass er den Weg in die Schweiz antrat.

Geschuldet war die ganze Arbeit, das der Kurs extrem steil und die Abfahrten Grenzwertig waren. Wir mussten also die normale Übersetzung gegen eine WM- Taugliche umbauen. Leider liefen die extra in NL angefertigten 11-38 Kassetten eher schlecht und wir mussten diese mit einer anderen Kassette mixen :-( Dann noch einen 2. Bremshebel montiert, um die Abfahrt, Vmax > 80km/h !!!! für den Kopf sicher zu machen.

Michael Jensens Bike konnte ich schon in meiner Werkstatt in Kaltenkirchen sichten und wusste das er alles, mit Hilfe seines Vaters, super vorbereitet hatte. Der Dritte Fahrer, Michael Jørgensen kannte ich / wir zuvor nicht, und sein Carbonbike war mir daher auch gänzlich neu. Da musste ich noch tiefer in die Schrauber Kiste greifen und das hat ganze 2 Tage und eine schlaflose Nacht, gedauert, bis ich zufrieden war.

Annette nutze die Zeit, wenn ich an den Bikes war, für die körperliche WM Tauglichkeit der Athleten. Tjark war immer wieselflink mit helfenden Händen dabei, danke dafür, ganz toll.

Es war unglaublich, kaum lief das Carbonbike super, fing Kim's Bike wieder leicht an zu "stolpern". Das Bike war super von Kim vorbereitet, nur irgendwie war es eine Koppelung von Kleinigkeiten, die das System, mit der sensiblen 11-38 Kassette, nicht 100% funktionieren ließ. So alle Bowdenzüge usw. von meinem "Berg" Bike an Kim's ran, und siehe da, es lief ! Perfekt alle 3 Bike waren jetzt "konkurrenzfähig" und prozessicher ( mein Lieblingswort, wenn es um funktionierende Bikes geht :-))

Alle Athleten waren beschwerdefrei, also konnte sie sich Annette, um die reine vorsorgliche Pflege der Athleten kümmern. Jesper Hvalsøe, als Teamchef regelte alles hinter den Kulissen und so waren wir  gut aufgestellt. 

Das Zeitfahren lief komplet ohne Probleme, nur waren die Jungs nicht ganz mit den Platzierungen zufrieden. Jetzt war ich wieder im Inneren Athlet, und wusste wie sie sich fühlten. 

Am Abend vor dem Road Race, rief dann Kim's Bike wieder um Hilfe. Ich dachte nur, was den jetzt schon wieder ?!?! Da hatte sich wahrhaftig, beim Training am Tage, ein kleiner Gegenstand in die Schaltung gesetzt und es funktionierte nichts mehr. Kim's Taktik ging auf, das er es mir erst nach dem Essen erzählte, so schmeckte das Essen im Teamhotel super :-) Der Bösewicht war schnell draußen und alles im grünen Bereich.

Am Sonntag dann das Roadrace auf dem "mörderischen" Kurs. Die Jungs, waren sehr entspannt und ich dachte nur, nee das war ich so nicht. Hut ab vor ihrer Professionalität, TOP.

Annette und Tjark nebst Hund waren auf dem Berg postiert, um dort zu kühlen und ggf. was zu Essen zu reichen. Ich hatte von Errol Marklein / Sopur einen Rolli mit E-Antrieb "Vorspannbike" bekommen und dieses edle Teil machte es mir eigentlich erst möglich, als Rollifahrer eine gute, schnelle Betreuung zu gewährleisten. Vielen dank auf diesem Wege noch mal an SOPUR !

Das Roadrace war extrem spannend und ich guckte mir, mit Errol, das erste Mal live die Abfahrt an. Dieses aber nur eine Runde, das war nichts für meine Nerven, zu sehen wie die da runter ballerten. Ich frage mich wirklich, muss das so sein ? WM hin WM her .... Auch die Chancengleichheit, hinkt. Was z.B. Kim oder Bernd Jeffre' von Haus aus "schwerere Athleten " an mehr WATT, drücken müssen, ist fast nicht möglich zu kompensieren. Daher wirklich bemerkenswert ...

So, alle Fahrer sind heil geblieben, das Material lief absolut perfekt, was anscheinend eine Seltenheit war, hört man die vielen Probleme der anderen Nationen. :-) Daher macht es mich, mächtig Stolz, das die Nordländer uns Drei Ihr Vertrauen geschenkt haben und wir sie nicht enttäuschten. Ehrlich, ich bin mit mehr Glücksgefühlen jetzt auf dem Weg gen Norden, als damals als Athlet :-)

Annette hat kaum noch Stimme, da Sie Teamübergreifend auch unseren SILBER Vico, Verbal sowas von in den ..... getreten hat. Muss was genützt haben, da Vico nach dem Rennen meinte ohne diesen Weckruf, er beim TT wohl nicht den 2. gemacht hätte.

Also wir können nur Danke an alle unsere Fahrer und Athleten sagen, die Vertrauen in das Race Stuff Material und uns setzten und die unseren tollen Sport zu dem machen, was die vielen Zuschauer der letzten Tage so spannend fanden. Besonderen Glückwunsch an das Team Italien, die haben das Oval in Nottwil, so dermaßen gerockt, Gänsehaut Pur !!!!

Eins muss ich noch anmerken, ich hoffe das langsam mal, aufmerksame Kommissäre und Klassifizierer ein Blick auf die Zeiten legen. Es verwundert sehr, das die H2'er Männer ( Tetra ) so schnell waren wie die H4 Frauen, und die haben auf sicher nicht im TT / RR getrödelt ??? Diese negativ / sonderbare Entwicklung war ein großes Thema unter den kundigen Fahrern und Zuschauern !

Torben Bröer

« Ergebnisse 'Road Race' WM » Reportagen Übersicht « Bericht TT 'DBS' WM »